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#TakeHeartResidenz: Wasser, Bewegung, Transformation

Im April und Mai galt unsere Aufmerksamkeit der ästhetischen Seite des Elements Wasser. Im Rahmen unserer #TakeHeartResidenz „Wasser, Bewegung, Transformation“ in Kooperation mit PACT Zollverein haben wir es als Material in den Blick genommen, das wegen seiner Verwandlungskünste von Aggregatzustand in Aggregatzustand für szenische Prozesse reizvoll ist. Als Material, das relativ einfach, in kurzer Zeit und gut sichtbar seine Gestalt wandeln kann, interessiert es uns in seinen Varianten von Eis über seinen flüssigen Zustand bis hin zu Wasserdampf. Wie lässt es sich formen, wie beeinflussen? Was entsteht, wenn es in seinen unterschiedlichen Aggregatzuständen aufeinandertrifft? Wie bricht und reflektiert es Licht, was macht es dadurch (un)sichtbar? Und welche Assoziationen weckt es in seinen unterschiedlichen Gestalten? Inhaltliche Aspekte in Form von z.B. Wasserverschmutzung, -knappheit, Privatisierung und Zugang zu Wasser und weiteren wichtigen Themen haben wir im Rahmen unserer Recherche bewusst hinter ästhetische Gesichtspunkte zurückgestellt. Einige Fotos und Videos, mit denen wir unseren Arbeitsprozess dokumentiert haben, geben einen Eindruck von unserer Beschäftigung mit Wasser, seiner Bewegung und seiner Transformation.

Den Auftakt der Recherche machte die Auseinander-setzung mit künstlerischen Arbeiten rund um Wasser. Die Bandbreite reichte dabei von Händels Wassermusik über Arbeiten Olafur Eliassons bis hin zu aktuellen szenischen Produktionen. Davon inspiriert, begannen wir uns selbst dem Material zu nähern – zum einen über die Beobachtung natürlicher Quellen bewegten Wassers wie Bäche, Flüsse, Wasserfälle und Regen, zum anderen über den Besuch von Orten künstlich bewegten Wassers (Springbrunnen, Wasserspiele, künstlicher Geysir). Mit den Eindrücken davon im Kopf, haben wir das Beobachtete in Experimente in Innen- und Außenräumen übersetzt: Mittels Pumpen und schrägen bis senkrechten ,Flussbetten' haben wir (Sturz-)Bäche ins atelier automatique geholt; über Schläuche, Pumpen, Filter und Wasserfässer haben wir im Freien große Wassermengen von mehr als 20.000 l/h in Bewegung gesetzt. Dabei sind wir dem Wasser mit allen Sinnen begegnet, haben es beobachtet, ihm gelauscht, haben den spannenden Kontrast zwischen der Kraft der umgewälzten Wassermassen und der Sanftheit der glatten Oberfläche eines laminaren Strahls gefühlt.

Einmal im Flow, haben wir uns immer weiter vom anfangs konkret Beobachteten entfernt und weitere, abstraktere Anordnungen mit Wasser, Dampf und Eis entworfen. Dabei haben sich im Prozess Aspekte herauskristallisiert, die wir spontan weiterverfolgten: So sind wir z.B. über Experimente mit Dampf und dessen Kondensat an Glasscheiben auf das Thema (Un-)Sichtbarkeit gestoßen, das wir dann auch mit fließendem Wasser weitergedacht haben – auf welchen Oberflächen hinterlässt Wasser (welche) Spuren, wie können diese verschwinden und wieder erscheinen, was löscht es aus und was macht es sichtbar? Über Eis und dessen Schmelzen sind wir dem Aspekt der Zeit begegnet und nachgegangen. Zu Platten gefrorenes Wasser, das so im Raum hing, ist auf Rinnsale kochenden Wassers getroffen und hat anhand der wachsenden Vertiefungen und schließlich entstehenden Löcher und Formen im Eis die vergehende Zeit verbildlicht.

Mehr und mehr haben wir schließlich Wasser mit uns vertrauten Materialien kombiniert, mit denen wir bereits mehrfach gearbeitet haben. Über deren Interaktion mit Wasser konnten wir mehr über dessen Eigenschaften und ästhetisches sowie choreografisches Potenzial erfahren: In Kombination mit Licht haben wir mit Reflexionen gespielt, die den gesamten Raum in Oberflächenstrukturen des Wassers getaucht haben, die sich bei steigender/sinkender Temperatur des Wassers und dessen Bewegung stetig veränderten. In Kontakt mit Acrylglas und Folien haben wir aus vernebeltem Wasser akkurate Matrizen von Tropfen erzeugt, die wie unzählige Glaskugeln kopfüber Ausschnitte aus der Welt als Spiegelung einfangen – und Assoziationen zu Insekteneiern eröffnen, aus denen Bilder, Geschichten, ja ganze Welten schlüpfen könnten. Zusammengebracht mit Schallwellen konnten wir en miniature Gewässer vom stillen See über die sich sanft kräuselnde Pfütze bis hin zum heftig wogenden Meer erzeugen. Verbunden mit Farbe und UV-Licht hat sich das Wasser schließlich in eine leuchtende pulsierende Masse mit scheinbarem Eigenleben verwandelt, die langfristig in unsere zukünftige Arbeit einfließen wird.

 
 
Gefördert und unterstützt wurde das Residenzvorhaben vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR sowie von PACT Zollverein, bei denen wir uns herzlich bedanken.